Wie ein Pilz in Zukunft Beton in unseren Häusern ersetzen könnte
Der Pavillon, der bei niederländischen Designausstellungen installiert wurde, ist von einer Myzelhaut umgeben. THE GROWING PAVILION / ERIC MELANDER
srf.ch/news/dialog/forschung
Pilze aus Abfällen statt Beton und Zement: Häuser könnten in Zukunft nachhaltiger und CO₂-ärmer gebaut werden. Wie das geht, untersuchen derzeit Forschende in Lausanne.
Sophie Iselin / RTS
Die Eigenschaften von Myzel klingen bestechend: biologisch abbaubar, formbar, isolierend, widerstandsfähig, leicht und ein ökologischer Fussabdruck, der bei nahezu null liegt.
An der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) erforscht ein Team gerade die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten des organischen Materials.
«Wir arbeiten mit erneuerbaren Materialien aus Pflanzen und Pilzen», erklärt Tiffany Abitbol, Assistenzprofessorin im Labor, gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen RTS. «Wir möchten erforschen, was wir mit diesen Materialien machen können, denn sie sind wirklich funktional.»
Myzelziegel herzustellen, ist relativ einfach. «Wir brauchen nur wenige Zutaten: Myzel, Stroh – ein organischer Abfall von einem nahegelegenen Bauernhof – und Kaffee», so Chiara Moretti, Doktorin der Chemie und Forscherin im EPFL-Labor. «Ausserdem fügen wir Wasser hinzu, weil Myzel ein Lebewesen ist.» Das Stroh muss zerkleinert und mit dem Rest vermischt werden, um ein Substrat zu schaffen, in dem sich der Pilz entwickeln kann.
Architektonisches Experimentieren
Myzel begeistert Designer und Architektinnen rund um den Globus. Bisher wird es nicht in grossem Massstab eingesetzt, aber es ist Gegenstand von Experimenten wie dem «Growing Pavilion» des Niederländers Pascal Leboucq, der mit Myzel umhüllt ist. Oder auf dem grossen britischen Gartenevent «Chelsea Flower Show», das derzeit stattfindet, wo das Material in einem Pavillon des Designers Sebastian Cox integriert ist.
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